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1192 - 1224
Geschichte in Hamburg, Stormarn und der Traveregion Aus Scherben, 1992 in einer Kloake unweit des Marktplatzes gefunden, wurde ein mit einer Krone geschmückter Kopf zusammengesetzt, der vermutlich den dänischen König Waldemar II. (1170-1241) darstellt. Lübeck gehörte von 1202 bis 1225/27 zu seinem Reich. Der vollplastische Kopf, der sich mit seiner inneren Verrußung und Lehmspuren am Standring als Kachelofenbekrönung erwies, besteht aus glasierter Roter Irdenware, einem Material, das Töpfer bevorzugt bei der Herstellung von Krügen und Kannen verwendeten. Die ältesten Lübecker Ofenkacheln, Topf- und Becherkacheln, stammen aus dem späten 12. Jahrhundert. In Lübeck feierlich empfangen, bestätigte der dänische König Waldemar II. die Vorrechte und Freiheiten, die der Stadt zuvor von Herzog Heinrich von Sachsen und Kaiser Friedrich I. übertragen worden waren. Das Original (1) ist sehr schmucklos, die Fälschung (2), die man Friedrich II. vorlegte, wurde vom gleichen Schreiber, dem Lübecker Domherren Marold, ausgefertigt wie das sog. Barbarossa Privileg von angeblich 1188. Die Absicht war, dem Kaiser möglichst eindrucksvolle Privilegien zur Bestätigung vorzulegen. Dieser beglaubigte beide Privilegien und erteilte Lübeck den Reichsfreiheitsbrief.
Im Jahre 1195 wurde das Dorf Bargfeld zum ersten Mal urkundlich erwähnt. In der heute nicht mehr existierenden Urkunde gab Adolph III. von Schauenburg, Graf von Wagrien, Stormarn und Holstein, nach einem verlorenen Rechtsstreit mit den Domherren der Hamburger Kapelle Sankt Nikolaus unter anderem bekannt, dass der Zehnte eines Dorfes namens Berchfelde künftig zur Finanzierung der Domherren aufgewendet würde. Dieses Versprechen wurde allerdings nie oder nur beschränkt eingelöst. Um etwa 1200 wurde die „Arx Arnsburga“, auch Burg Arnesvelde genannt, gebaut. Zuvor stand dort eine noch nicht datierte Fluchtburg, deren Ausmaße durch die äußeren Wallgräben im Forst Hagen im Süden der jetzigen Stadt Ahrensburg noch gut erkennbar sind. Das Wappen der Stadt gibt die Burg Arnesvelde im oberen Wappenfeld wieder. Auf der Burg beheimatete Vögte sind 1295 und 1304 bezeugt. 1326 verlegte der Schauenburgische Graf Johann III. den Sitz seines Vogtes nach Trittau und gab die Burg auf. Aus den Steinen der Burg wurde später das Ahrensburger Schloss errichtet. Auch Groß Barnitz ist um 1200 im Rahmen der deutschen Nordostsiedlung gegründet worden. Klein Barnitz existierte schon früher. Im 13. Jahrhundert gehörte es zum Lübecker Domkapitel, seit der Reformation war es als sog. Lübsches Stadtstiftsdorf im Besitz des Lübecker Johannisklosters. Der Ortsname ist vermutlich wendischer, also westslawischer Herkunft. Die Bedeutung ist nicht abschließend geklärt. Einerseits könnte der Name auf die Gründung durch einen 'Berislav' als Ortsgründer hinweisen, wahrscheinlicher ist aber die Herleitung des Namens aus der Beschreibung der örtlichen Gegebenheit. Wörtlich übersetzt in das Hochdeutsche bedeutet 'Barnitz' nämlich so viel wie 'Birken-Au', was auf eine mit Birken bestandene Flussniederung hindeutet. Insgesamt tragen im ehemals wendischen Raum drei Orte und ein kleiner Fluss diesen Namen. Ein direkter Zusammenhang mit dem Fluss Barnitz, welcher bei Bad Oldesloe in die Beste und dann als Beste weiter mit der Trave zusammenfließt, kann daher trotz der relativen räumlichen Nähe nicht zwingend hergeleitet werden. Die Trave verleiht, soweit in unserer Geschichtsschreibung nachvollziehbar, seit je dem gemeinsamen weiteren Verlauf des Gewässers den Namen. Belege für frühere Besiedlungen in diesem Gebiet sind ein in den siebziger Jahren entdeckter steinzeitlicher Urnenfriedhof bei der Siedlung 'Heidberg' (1 km östlich von Barnitz) und ein mit zwei Schriftzeichen sowie einer Blutrinne im Form eines Blitzes versehener Opferstein in Lokfeld. Die Schriftzeichen zeigen noch deutlich den Einfluss der phönizischen Schrift, aus der sich die spätere und eigenständige Runenschrift entwickelt hat. 1201 überfiel Herzog Waldemar II. Hamburg, besetzte Stadt und Region und nahm Adolf III. gefangen. Auch Lübeck kommt so in seinen Besitz. Hier gibt es eine erste Ratsverfassung, denn in einer Urkunde werden Ratmänner ("consules") erwähnt. In Lübeck beginnt man mit Bauarbeiten der Marienkirche, Jacobikirche und der Petrikirche. Friedrich II. König von Staufen trat 1214 die Ländereien nördlich der Elbe an das Königreich Dänemark ab, um sich ein Bündnis gegen die Welfen zu sichern. Hamburg wurde von einem dänischen Statthalter verwaltet. Die fremden Besatzer ließen beide Teile der Stadt näher zusammenwachsen. Hamburg einte sich unter einem Rathaus, Rat und Gericht. Im 12. und 13. Jahrhundert bilden Fernkaufleute Fahrtengemeinschaften, sog. „hansas“. Das dänische Pendant sind die Kaufleute der Knudsgilde, dessen Namensgeber, Beschützer und Heiliger Knud Lavard, der Herzog von Schleswig, ist. Anfang des 13. Jahrhunderts ist Lübeck noch Teil des dänischen Reiches unter König Waldemar II. Dieser fördert – neben den dänischen Händlern – auch die Lübecker Kaufleute während seiner Stadtherrschaft (1202 bis etwa 1225/27) und gewährt ihnen spezielle Rechte. Besonders die „pax Waldemariana“ ermöglichte den Lübeckern den ungestörten Handel über Land und zu Meer – ein entscheidender Schritt zum Ausbau ihrer führenden Rolle im Ostseehandel.
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