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Delvenau, Stecknitz und der Kanal mit der Hubbrücke
Die Delvenau ist ein ca. 50 km langer Fluss im Kreis Herzogtum Lauenburg des deutschen Bundeslandes Schleswig-Holstein. Sie entspringt bei Büchen und fließt bei Lauenburg in die Elbe.
Von Niebuhrschleuse bis kurz vor Lauenburg bildet der Wasserlauf die Landesgrenze zu Mecklenburg-Vorpommern und von 1945 bis 1990 auch die innerdeutsche Grenze. Heutigen Erkenntnissen nach (Heinz Willner) war mit Mescenreiza offenbar die Boize gemeint und zwar bis dort, wo sie ihre Laufrichtung (Knick nach Nordosten) ändert, aber ein Nebenbach, der Wallmoorbach offenbar, diese weitere Funktion behielt. Heute wird dieser Lauf als Bek oder Moorbek bezeichnet. Ab dem Delvenauknick bei Bergholz übernahm die Delvenau dann die Limes-Funktion. Im Mittelalter erlebte der Warenaustausch zwischen Nord- und Ostsee seine erste Blütezeit. Doch die Reise durch den Sund, die seit dem 13. Jahrhundert zunehmend von der Handelsschifffahrt gewählt wurde, war zeitraubend und gefährlich. Sie bedeutete gegenüber dem Landweg einen äußerst gefährlichen, 200 Seemeilen langen Umweg. Daher einigten sich die aufstrebende Hansestadt Lübeck und der lauenburgische Herzog Erich IV. im Jahr 1390 auf den Bau eines Kanals zwischen Elbe und Ostsee. Er war der erste Wasserscheidenkanal in Europa. Der Kanalbau traf keinesfalls überall auf Gegenliebe. So ließ Heinrich von Lüneburg 1396 vor die Ausmündung des Kanals in die Elbe Steine schütten, um die Einfahrt in die Elbe zu unterbinden. Man war gezwungen, die Mündung zu verlegen. 1398 wurde erstmals Salz aus Lüneburg in einer fünfwöchigen Fahrt nach Lübeck transportiert. Am 22. Juli 1398 erreichten die ersten 30 Kähne die Hansestadt. Damit wurde die Alte Salzstraße als Haupttransportweg für das Lüneburger Salz abgelöst; im 16. Jahrhundert betrug das jährliche Verkehrsaufkommen 800 bis 1.500 Prahmen. Das Salz wurde in den Lübecker Salzspeichern an der Obertrave, von denen noch einige neben dem Holstentor erhalten geblieben sind, gelagert und auf seegängige Schiffe für den Export in den gesamten Ostseeraum umgeladen. Die Bedeutung des Kanals stieg immer in den Jahren, in denen beispielsweise wegen Streits um Sundzoll und Umlandfahrer der Öresund für Handelsschiffe gesperrt war. Zu seiner Hochzeit im 15. Jahrhundert wurden über 3.000 Schiffsladungen mit mehr als 30.000 Tonnen Salz pro Jahr auf dem Kanal bewegt. In umgekehrter Richtung transportierten die Stecknitz-Prähme Getreide, Felle, Heringe, Asche, Holz und andere Güter aus Lübeck, die in Lauenburg umgeladen und auf der Elbe gen Hamburg verfrachtet wurden. Später kamen Kohle, Torf, Ziegel, Kalksteine und Kies hinzu. Fünfhundert Jahre lang wurde der Kanal benutzt, um das „weiße Gold“ zu transportieren, bis er am Ende des 19. Jahrhunderts vom Elbe-Lübeck-Kanal abgelöst wurde, der teilweise die alte Trasse des Stecknitz-Kanals benutzte. In Lauenburg ist noch heute die Palmschleuse und bei Witzeeze die Dückerschleuse von 1798 als Teil des ursprünglichen Stecknitzkanals erhalten. Der Elbe-Lübeck-Kanal wurde ab 1895 – von den Lübeckern als Konkurrenz zum Nord-Ostsee-Kanal gesehen – nach den Plänen des Lübecker Baudirektors Peter Rehder gebaut und am 16. Juni 1900 in Lübeck unter Bürgermeister Heinrich Klug in Anwesenheit Kaiser Wilhelms II. in Betrieb genommen. Die Stecknitz und die Delvenau sind weitgehend im Elbe-Lübeck-Kanal aufgegangen. Die bis 1936 Elbe-Trave-Kanal genannte Binnenschifffahrtsstraße kürzte die Entfernung auf 62 Kilometer ab, die Zahl der Schleusen sank auf sieben, die Fahrtzeit auf rund acht Stunden. Eine für die damalige Zeit sehr fortschrittliche und bis zur Gegenwart bewährte Technik mit von Bauinspektor Ludwig Hotopp entworfenen rein hydrodynamisch (nur durch Wasserkraft) betriebenen Schleusen und großzügig dimensionierten Brücken ließ den Kanal lange Zeit vorbildlich erscheinen. |
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