| Die Fleete - Hamburgs ehemalige LebensadernIn Hamburg werden die schiffbaren Kanäle als „Fleete“ bezeichnet. Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts bildeten sie die Lebensadern für den innerstädtischen Warenumschlag. Das Prinzip war denkbar einfach: Die Schuten und Ewer machten direkt an den fleetseitigen Speichern fest, in deren Giebeln sich auskragende Winden befanden. Mit deren Hilfe konnte die Ladung in alle Geschosse gehievt werden. Ursprünglich steht die Bezeichnung Fleet oder Fleth für natürliche Wasserläufe im Marschland und findet sich dann auch in Ortsbezeichnungen wieder wie Wewelsfleth, Borsfleth usw. Das erste dann aber künstlich entstandene Fleet für Hamburg entwickelte sich um das Jahr 820 aus einem Schutzgraben, der von der Alster abgezweigt wurde, damit er die mittelalterliche „Hammaburg umflösse“. Die dadurch entstandene Insel wurde eingedeicht und nach der Zerstörung diesen Teils der Hammaburg mit Häusern bebaut, die über das Fleet mit Waren versorgt werden konnten. Etwas weiter südlich schloss sich seit Beginn des 12. Jahrhunderts ein zweites Ringfleet an, das die Insel „Grimm“ bildete. Als dann auch das Gebiet mit dem Namen „Cremon“ von einem ringförmigen Fleet umgeben war, hatte sich die für Hamburgs Altstadtgrundriss typische Parzellierung in dammgesäumte Inseln durchgesetzt. Hinter den Schutzdeichen entstanden zunächst Bauernkaten, die aber bereits über angeschlossene Speicher verfügten. Für Versorgung und Handel benutzte man kleine Schiffe, die beim Anlanden den Deichhang einfach hinaufgezogen wurden, um sie be- oder entladen zu können. Alsterfleet Durch Begradigung der Alster und eines Seitenarms entstanden, schützte das Fleet als westlicher Festungsgraben im Mittelalter die Stadt. 1530 wurde es Teil des schiffbaren Fleetnetzes. Seit 1846 ermöglicht hier eine überbrückte Schleuse die Schifffahrt zwischen Alster und Elbe. Bald entwickelten sich von diesem Fleetring aus immer mehr schiffbare Gräben, auf denen Waren zu den neu entstandenen Häusern transportiert wurden. Da die Alster dieses stark erweiterte Fleetsystem schließlich nicht mehr ausreichend mit Wasser versorgen konnte, verhinderte man die Versumpfung durch die Anlage eines Kanals, der Wasser aus der Bille zuführte. Venedig des Nordensverdient. Wichtigster Exportartikel war das Bier, von dem Hamburg sogar mehr als die für seine Brauereien berühmte Hansestadt Bremen zu produzieren und liefern imstande war. Mit dem steigenden Bierexport fanden auch zahlreiche Böttcher Arbeit, die sich in der Nähe der Brauereien an den Fleeten niederließen. Im älteren Bereich der Norderelbe legten Überseeschiffe an den Dalben an und luden ihre Waren in Schuten, die, da sie keine Masten hatten, als flache Ladekähne problemlos im innerstädtischen Fleetsystem verkehren konnten. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts drängelten sich etwa 6000 Schuten durch die engen Hamburger Fleete. Die Tide bereitete den Schiffsführern arge Probleme. Bei Niedrigwasser lagen die Ewer und Schuten bewegungsunfähig im Schlick, und wenn die Flut zu stark angestiegen war, passten sie nicht mehr unter den Brückenbogen hindurch. Ein ärgerliches Hindernis bildeten auch die Akzise- und Zollverordnungen der Stadt. Akzisen, eine Verbrauchssteuer, ein Binnenzoll wurden auf Grundnahrungsmittel (zum Beispiel Roggen, Weizen, Hopfen oder anderes Getreide beziehungsweise Mehl), auf Lebensmittel (Zucker, Salz, Fett, Fleisch), Genussmittel (Tabak, Kaffee, Tee, Bier, Sekt), auf Vieh oder auf den sonstigen Verbrauch erhoben. |
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