| Philipp Reis und Hans Georg Möller - Zwei PioniereAm 7. Januar 1834 wurde Johann Philipp Reis als Sohn eines Bäckermeisters in Gelnhausen, Kurfürstentum Hessen geboren. Philipps Lehrer in der Volksschule erkannten schon bald seine außergewöhnliche Begabung und empfahlen dem Vater, ihn später auf eine höhere Schule zu schicken. Da die Mutter 1835 und der Vater 1843 gestorben waren, musste die Großmutter die Erziehung des Jungen übernehmen. Ihr und einem Vormund hatte Philipp es zu verdanken, dass er 1844 in das Garniersche Institut in Friedrichsdorf im Taunus aufgenommen wurde. Nachdem er mit 14 Jahren diese Schulausbildung abgeschlossen hatte, begann er am Hasselschen Institut in Frankfurt am Main mit Sprachstudien. Im Jahre 1850 musste er auf Veranlassung eines anderen Vormunds, der wenig Verständnis für Philipp Reis hatte, eine Lehre in einer Farbenhandlung antreten. Während seiner Freizeit beschäftigte er sich mit Naturwissenschaften und Mathematik. Bereits 1851 wurde Reis Mitglied des Physikalischen Vereins in Frankfurt am Main. In den folgenden Jahren bereitete er sich auf den Lehrerberuf vor und übernahm 1858 eine Lehrerstelle am Garnierschen Institut in Friedrichsdorf (Privatschule „Maison d’Education à Friedrichsdorf, près Homburg-ès-Monts“). Da er zunächst nur wenige Stunden zu geben hatte, nutzte er die freie Zeit mit der Untersuchung physikalischer Vorgänge. So hatte er z.B. den Gedanken, elektrische Kräfte könnten ohne feste Leiter durch den Raum fortgepflanzt werden. Die Ergebnisse seiner Versuche hierzu legte er in einer Schrift nieder, die aber nicht erhalten geblieben ist. Mehr Erfolg hatte er mit seinen Arbeiten über die Funktionen der Gehörwerkzeuge. Er erfand dabei einen Apparat, mit dem er diese Funktionen veranschaulichen und Töne verschiedener Art reproduzieren konnte. Den Apparat, den er selbst hergestellt hatte,nannte er 1861 "Telephon". Diese Bezeichnung konnte sich später international durchsetzen. Reis führte sein Telefon erstmals am 26. Oktober 1861 im Physikalischen Verein zu Frankfurt am Main vor. Im Jahresbericht dieses Vereins ist eine Abhandlung von ihm "Über Telephonie durch den galvanischen Strom" erschienen. Weitere öffentliche Vorführungen fanden in den folgenden Jahren statt. Im Laufe der Zeit verbesserte Reis seine Apparate, die bald in vielen physikalischen Laboratorien im In- und Ausland zu finden waren. Kaiser und Könige interessierten sich für das neue Telefon und ließen es sich vorführen. Hier ein Wählscheibentelefon, möglicherweise aus Belgien, der Schaltplan im Inneren ist in französisch und niederländisch beschriftet.
Im Jahr 1876 konnte der Amerikaner Alexander Graham Bell, der sich eingehend mit der Erfindung von Philipp Reis vertraut gemacht hatte, ein gebrauchsfähiges Telefon konstruieren. Bereits 1877 begannen in Berlin Versuche mit Bell-Apparaten. Damit wurde der Grundstein für das lange Zeit sehr gut ausgebaute Festnetz der Deutschen Bundespost und jetzigen Deutschen Telekom in den alten Bundesländern gelegt, das es jedem Fernsprechteilnehmer analog ermöglichte, einen anderen Teilnehmer über Meere und Kontinente hinweg selbst anzuwählen. Nach der Auflösung des Bundespostministeriums 1998 nimmt der Bundeswirtschaftsminister die Verleihung der Philipp-Reis-Plakette an verdiente Persönlichkeiten aus Wissenschaft, Wirtschaft und auf dem Gebiet der Telekommunikationsdienstleistungen wahr. Nach ISDN in den 1990er Jahren beginnt mit der IP-Telefonie seit den 2000er Jahren ein weiterer technischer Umbruch. | |||