| Heinrich Mann, Der Untertan und der Preis"Brüder sein, das heißt: Zusammen in einem würdig provinziellem Winkel des Vaterlandes kleine Jungen sein und sich zusammen über den würdigen Winkel lustig machen." Thomas Mann sagt das in seiner Ansprache zum 60. Geburtstag seiner älteren Bruders Heinrich, eigentlich Luiz Heinrich Mann (* 27. März 1871 in Lübeck; † 11. März 1950 in Santa Monica, Kalifornien). Das haben die beiden Schriftsteller nicht nur als Jungen getan, sondern später in ihrem dichterischen Werk "den Winkel" Lübeck und die bürgerliche Gesellschaft mit all ihrer Doppelmoral ironisiert und kritisiert.Von Heinrich Mann gibt es Fotografien, die ihn als vierjährigen zeigen: ein Kind in Trachtenjanker und weißen Kniestrümpfen, übermächtig in seiner Autorität der Vater, der Lübecker Kaufmann Thomas Johann Heinrich Mann, neben ihm. Der Vater war von 1877 bis zu seinem Tod 1891 Senator für Wirtschaft und Finanzen. Heinrich Mann zeigte sich anpassungsfähiger als sein Bruder Thomas. Die "Anstalt", das Katharineum, durchlief er ohne Probleme. Ein Zeugnis aus der zweiten Klasse des Gymnasiums bescheinigt ihm "sichtbare" Fortschritte. Doch auch er beendet die Schule nicht. Völlig unvermittelt, nach seiner Versetzung in die Prima, kehrt er aus den Ferien nicht mehr zum Unterricht zurück. Er beginnt eine Buchhändlerlehre in Dresden und veröffentlicht Texte in der "Lübecker Zeitung" die Erzählung "Beppo als Trauzeuge" und "Der Geburtstag der Frau Baronin". Die ersten Erzählungen unterzeichnet er noch mit "nn". Dann bekennt er sich und gibt sich zu erkennen, als "L. Heinrich Mann". Die Buchhändlerlehre empfindet er als "nörgelnde Langeweile". 1891, im Todesjahr seines Vaters, tritt er als Volontär in den Berliner S. Fischer Verlag ein. Auch hier hält er nicht lange aus. Sein Wunsch, Schriftsteller zu werden, ist übermächtig. Er studiert an den Universitäten Berlin und München und widmet sich vorübergehend der Malerei. Gemeinsam mit seinem Bruder Thomas verbringt er einige Zeit in Italien, eine Phase der Suche und des Abwartens, länger in der Kleinstadt Palestrina in der Nähe von Rom, vorwiegend aber in Riva del Garda am Gardasee im Sanatorium des mit ihm befreundeten Arztes Christoph Hartung von Hartungen. 1940 musste er ein zweites Mal fliehen. Er wählte ebenso wie sein Bruder Thomas Kalifornien als Exil. Dort kamen sich die beiden Brüder, die Jahre im Zwist verbracht hatten, wieder nahe: Der auch im Exil bürgerlich-behaglich lebende Thomas und der unstete, meist mit Geldsorgen belastete Heinrich. "Millionengestank" nannte er den Geruch des Geldes und der Geschäfte, den er über der Kaufmannsstadt verspürte. Dennoch schreibt er in seinen Memoiren "Ein Zeitalter wird besichtigt" von 1945 wie wehmütig: "gekommen war ich aus dem kleinen, alten Haus einer Stadt unfern der See. Seine Trümmer sind aus den Bombengruben kürzlich weggeräumt. Übrigens sah ich den Ort das letzte Mal mit 22 Jahren." Der Film zeigt Emil Jannings als Professor Immanuel Rath, einen älteren Lehrer, der sich in die von Marlene Dietrich gespielte Varietésängerin Lola Lola verliebt und daran zugrunde geht. Die Rolle der Femme fatale ermöglichte der Dietrich den Start zu einer weltweiten Karriere. Diverse Szenen im Film, wie z. B. die Englischstunde, Pausen- und Unterrichtssituationen und der Kulissenaufbau des Klassenzimmers, fanden später in sehr ähnlicher Form Verwendung im populären Spielfilm Die Feuerzangenbowle von 1944, unvergesslich Heinz Rühmann als Schüler Pfeiffer (mit 3 F!!, eins vor dem Ei und zwei danach). In der Blaue Engel singt Marlene Dietrich ihr berühmtes Lied Ich bin von Kopf bis Fuß auf Liebe eingestellt von Friedrich Hollaender. Der Heinrich-Mann-Preis Nach Heinrich Mann wird der Literaturpreis genannt, den seit 1953 jährlich zunächst die Akademie der Künste der DDR verlieh und den heute die Akademie der Künste (Berlin) vergibt. In der DDR wurden damit Autoren erzählender Prosa geehrt. Der Preis war mit 10.000 Mark dotiert. Heute ist der Heinrich-Mann-Preis ein Preis für Essayistik und mit 8000 Euro dotiert (Stand 2019). Die ersten Preisträger waren 1953 Wolfgang Harich, Max Zimmering und Stefan Heym. |
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