| Der Markt: Ort der niederen Gerichtsbarkeit in LübeckIm Mittelalter ging man nicht gerade zimperlich mit kleinen Missetätern um. Am Schandpfahl und am Pranger (Kaak) auf dem Markt wurden Prügelstrafen vollzogen und die Missetäter zur Schau gestellt. Schon Bettler ohne Bettelerlaubnis wurden an den Pranger gestellt, sie mussten "setten" hoch oben auf dem Kaak, damit sie auch jeder sehen konnte. "Finkenhauer" wurde dieser Aufenthaltsort für lose Vögel im Volksmund genannt. Manchen erging es noch ärger. Sie wurden am Pranger ausgepeitscht. Auch Ehebrecher mussten sich einige Zeit lang in luftiger Höhe vor aller Augen schämen. In der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts wurde vom Pranger kein Gebrauch mehr gemacht. Im Kaak boten mittlerweile Bäcker und Weinhändler ihre Waren an. Ein weiterer Vorschlag zur zweckmäßigen Nutzung des inzwischen baufällig gewordenen und zudem bei einem Brand beschädigten Kaaks brachte aber etliche Bürger in Rage. Das Polizeiamt hatte vorgeschlagen, "bei dem regen Verkehr auf dem Markte mehrere ordentliche Pissoirs daselbst zu errichten." Dagegen setzten sich vor allem Anwohner des Marktes zur Wehr, der Düfte wegen, die sie aus "diesem Institut" befürchteten. Die Idee kam auf, den Kaak gänzlich abzureißen. Die Stätte der Blutgerichtsbarkeit, d.h. der Todesstrafen, lag bis 1794 vor dem Burgtor auf dem alten „Köpfelberg“. | |||