| Fluch und Segen der Reinfelder StrumpfindustrieHaben Sie schon mal vom N-Day in den USA gehört? Der amerikanische Hersteller DuPont fertigte noch vor dem Kriegseintritt der Amerikaner die neue Kunststoff-Faser Nylon. Die Faser wurde auch Das chemische Wunder genannt. USA-weit verkaufte DuPont die ersten 5 Millionen Paar Nylonstrümpfe am 15. Mai 1940. Mit “N-Day” auf deutsch Nylon-Tag wurde dieser Tag deshalb bezeichnet. Der Verkauf erfolgte in ausgewählten Geschäften, meist in den großen Metropolen. Dabei gingen viele Kundinnen leer aus. Das chemische Wunder führt zu einem denkwürdigen 15 Jahre anhaltendem Aufstieg der kleinen Stadt Reinfeld in Stormarn vor den Toren Lübecks. 1935 wurde in den Vereinigten Staaten erstmalig Nylon vorgestellt. Die deutsche Industrie antwortete mit der vollsynthetischen Kunststofffaser Perlon. Jetzt konnte man herrliche Damenstrümpfe fertigen. Alle Welt wollte diese modischen Accessoires kaufen. Der Zweite Weltkrieg und der Größenwahn der Nationalsozialisten führte zur Zerschlagung des größten europäischen Herstellers dieser Faser. Die IG Farben wurden zerlegt. Was passierte mit den Strümpfen? Mit der Währungsreform 1948 stellte sich in den Westzonen Deutschlands eine gewisse Entspannung der Versorgungslage ein. Nylons waren trotzdem immer noch nicht zu haben, nur auf dem nach wie vor bestehenden Schwarzmarkt konnte man welche erwerben, diese für etwa 35 DM. Moderne Strümpfe bleiben Mangelware, weil sich die Perlonherstellung noch auf einige wenige improvisierte Produktionsstätten beschränkte. Jetzt wurde aber die Produktion in Westdeutschland aufgebaut. 1951 wurden allein in Westdeutschland bereits wieder 30 Millionen Strümpfe hergestellt, 1952 waren es 45 Millionen Nylons und schon 1955 wurde die 100-Millionen-Marke geknackt. Die Nordwestdeutsche Strumpffabrik GmbH in Menden, gegründet 1949, kommt mit dem Markennamen Opal auf den Markt. In die Räumlichkeiten der Reinfelder Kriegsproduktion zog 1951 ein Zweigwerk dieser Opal-Werke ein und beschäftigte bis zu 1000 Mitarbeiter. In den Folgejahren brachen alle Dämme, die Strumpfherstellung war wachstumsstarker Industriezweig. Aber wegen des immer stärkeren Angebotes purzelten die Preise . Kosteten die Nylons im Laden Anfang der Fünfziger noch 10 DM, gingen bereits 1955 nur noch 3,50 DM für ein Paar Nylons über den Ladentisch, Tendenz fallend. |
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