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Eutin Weimar des Nordens
Eutin ist die Kreisstadt des Kreises Ostholstein inmitten der Seenplatte der Holsteinischen Schweiz. Neben der eigentlichen Stadt Eutin gibt es noch die vier Dorfschaften Fissau, Neudorf, Sibbersdorf und Sielbeck, die eigene Dorfvorstände bilden. 1156 wurde Eutin Marktort und Residenz der (Fürst)bischöfe von Lübeck, die Stadtrechte erhielt es im Jahre 1257. Seit 1439 ist bei der Stadt "vor dem Lübecker Tor" ein Leprosorium nachweisbar, das St. Jürgenstift genannt wurde und später in das St.-Georg-Hospital aufging. Im Gebäude des Hospitals befand sich später das Kreisheimatmuseum, jetzt aber nicht mehr. Als Reiseprediger begleitete Johann Gottfried Herder im Jahr 1770 den Eutiner Erbprinzen Peter Friedrich Wilhelm. Zwischen 1776 und 1829 erlebte Eutin eine kulturelle Blüte. Der Sturm-und-Drang-Lyriker Friedrich Leopold zu Stolberg, der Dichter und Homer-Übersetzer Johann Heinrich Voß, der Dramatiker Heinrich Wilhelm von Gerstenberg, der Philosoph Friedrich Heinrich Jacobi und andere weithin bekannte Schriftsteller lebten hier und bildeten den Eutiner Kreis. Matthias Claudius, Friedrich Gottlieb Klopstock, Wilhelm von Humboldt sowie andere bedeutende Persönlichkeiten kamen nach Eutin und suchten den Gedankenaustausch mit ihnen. Der weltberühmte romantische Komponist Carl Maria von Weber wurde 1786 hier geboren. Der Goethe-Maler Johann Heinrich Wilhelm Tischbein lebte und wirkte seit 1808 bis zu seinem Tode 1829 in der Stadt. Dies trug Eutin die Ehrenbezeichnung Weimar des Nordens ein. In der Zeit der Weimarer Republik wurde Eutin eine sogenannte Hochburg der Nationalsozialisten. 1926 besuchte Hitler die Stadt. Von etwa Juli 1933 bis Mai 1934 betrieb die SA das KZ Eutin, ein frühes Konzentrationslager, in dem insgesamt 259 Zwangsarbeiter, meist Dissidenten, gefangen gehalten wurden. Ab 1936 versuchte der „Eutiner Dichterkreis“, unter nationalsozialistischen Vorzeichen an die Tradition des historischen Eutiner Kreises anzuknüpfen. Vorsitzender war Hermann Claudius. Im Vorstand vertreten war auch Gustav Frenssen. Der vom „Dichterkreis“ herausgegebene Almanach enthielt aber vor allem Heimatkunst und stellte sich in den Dienst der Blut-und-Boden-Ideologie. Das machte den „Eutiner Dichterkreis“ zu einer bedeutenden literarischen Gruppe Deutschlands in der Zeit des Nationalsozialismus. Eutin richtete die Landesgartenschau 2016 aus. sehenswert: Das Schloss mit dem Schlossgarten.
Eutin hat eine Altstadt, die um den historischen Marktplatz gruppiert ist und sowohl frühneuzeitliche Fachwerkhäuser als auch klassizistische Bauwerke umfasst. An einem kleinen Forstweg steht im Dodauer Forst die 500-jährige Bräutigamseiche mit eigener Postanschrift. Sie dient der Zusammenführung von Ehewilligen. Alte Mühle Eutin Eutiner Schloss mit Ursprüngen um das Jahr 1160 (Barockisierung bis 1729) in englischem Landschaftsgarten Ostholstein-Museum im früheren Marstall Eutiner Landesbibliothek im Kavalierhaus Hofapotheke Herzogliches Palais von 1786 St.-Michaelis-Kirche (13. Jahrhundert) Rathaus Johann-Heinrich-Voß-Gymnasium Carl-Maria-von-Weber-Schule Neugotischer Wasserturm von 1909 Jagdschlösschen am Ukleisee „Voss-Haus“: Am 29. Januar 2006 ging das fast 300 Jahre alte Traditionsgasthaus am Voßplatz 6 gegen 23:30h in Flammen auf und brannte bis auf die Grundmauern nieder. Gartenhaus des Hofmalers Johann Heinrich Wilhelm Tischbein, Stolbergstraße 8 Der Kaiser-Wilhelm-Turm (Eutin) Der Carl-Maria-von-Weber-Hain in der Nähe ist Gut Panker und der Aussichtsturm Hessenstein Die Schauende (eine Bronze-Skulptur, 1984) Im Großen Eutiner See (nahe vom Eingang zum Rosengarten) 1989 stellte Eutin auch seinen Der Dumm Hans aus. Am 23. August 1995 starb Karlheinz Goedtke in Mölln. Mölln hat nach ihm eine Straße benannt. interessant: Die Rettberg-Kaserne wurde nach dem einstigen Regimentskommandeur, Karl von Rettberg, des Infanterie-Regiments Lübeck benannt. Deren III. Bataillon wurde im Oktober 1913 hier im damaligen oldenburgischen Fürstentum Lübeck garnisoniert. Zu Ehren Carl Maria von Webers finden seit 1951 im Schlossgarten auf einer Freilichtbühne die renommierten Eutiner Festspiele (ursprünglich Eutiner Sommerspiele) statt. Söhne und Töchter der Stadt Friedrich Breier (1813–1880), deutscher Theologe, Altphilologe und Direktor des Katharineums zu Lübeck Kirsten Bruhn (* 1969), deutsche Sportlerin Hubertus Buchstein (* 1959), deutscher Politologe und Professor Imke Büchel (* 1961), Schauspielerin Lars Büchel (* 1966), Filmregisseur und -produzent Roland Dieckmann (* 1965), deutscher Politiker (CDU) Wilhelm Dittmann (1874–1954), deutscher Politiker (USPD/SPD) Hanni Ehlers (* 1954), deutsche Übersetzerin Peter Engel (* 10. November 1940 in Eutin) ist ein Verfasser von Erzählungen, Essays und Gedichten und gibt eine Literaturzeitschrift heraus. Vadim Glowna (1941–2012), deutscher Schauspieler Ludwig Haas (*16.April 1933), deutscher Schauspieler Seine bekannteste Rolle ist die des Dr. Ludwig Dressler in der WDR-Serie Lindenstraße. Ihn verkörpert er seit der ersten Folge aus dem Jahr 1985. Conrad Heidenreich (1873–1937), deutscher Architekt Wilhelm Hellwag (1827–1882), Eisenbahningenieur Günther Jansen (* 1936), deutscher Politiker (SPD) Tim-Christopher Jost (* 1985), Handballspieler Ulf Kämpfer (* 1972), Oberbürgermeister in Kiel Matthias Klagge (* 1970), deutscher Rechtsanwalt und Fernsehdarsteller Christian Klees (* 1968), Olympiasieger 1996 in Atlanta Fritz Latendorf (1924–2000), Kommunal- und Landespolitiker (CDU), Sportfunktionär Nikolaus Mercator (eigentlich: Nikolaus Kauffman, * zwischen 1619 und 1623, vermutlich aber 1620 bei Cismar oder in Eutin; † 4. oder 14. Januar oder 12. Februar 1687 in Paris) stammt vermutlich aus Eutin. Wilhelm Ludwig Nitzsch (* 1. Juli 1703 in Eutin; † 28. April 1758 in Wittenberg) war der Sohn des kaiserlicher Pfalzgrafen, Geheimrats des Fürsten von Holstein und Bischofs von Lübeck, Gregor Nitzsch († 16. September 1705 in Eutin). Er ging 1750 als vierter Diakon an die Stadtkirche Wittenberg und stieg 1758 in das dritte Diakonat auf, das er bis zu seinem Lebensende innehatte. Jens Lüdtke (* 1971), Handballtrainer und Handballspieler Heinz Ohff (1922–2006), deutscher Kritiker und Autor Anna Oppermann (1940–1993), deutsche bildende Künstlerin Adolf Pansch (1841–1887), deutscher Anatom, Anthropologe und Polarforscher Axel Prahl (* 1960), deutscher Filmschauspieler Sandra Redmann (* 1965), deutsche Politikerin (SPD) Daniel Richter (* 1962), deutscher Künstler Michael Ryba (1947–2014), Grafiker, bildender Künstler und Autor Maximilian Heinrich Rüder (1808–1880), Jurist und Politiker Hedwig von Schleswig-Holstein-Gottorf (1759–1818), durch Heirat Königin von Schweden und Norwegen Johann Friedrich Julius Schmidt (1825–1884), Astronom und Geologe Gabriele Schopenhauer (* 1951), Politikerin (SPD) Christian Schröder (*1953), Fernseh-Journalist und Moderator Stefan Sell (* 1964), deutscher Sozialwissenschaftler und Professor an der Fachhochschule Koblenz Peter Thiesen (* 1952), deutscher Pädagoge und Schriftsteller Peter Thoms (* 1940), deutscher Schauspieler und Jazzmusiker Jan Friedrich Tönnies (1902–1970), Erfinder, Wissenschaftler, Fabrikant und Politiker Friedrich Adolf Trendelenburg (1802–1872), Philosoph Friedrich August Ukert (1780–1851), Historiker, Geograph, Bibliothekar Kai Vogel (* 1968), Politiker (SPD) Hans Voß (1783–1849), Architekt Carl Maria von Weber (1786–1826), deutscher Komponist Horst Wiemann (* 1960), Handballspieler und -trainer Andreas Johannes Wiesand (* 1945), deutscher Kulturwissenschaftler Heinrich Wiese (* 1896), deutscher Politiker (NSDAP) Dirk von Zitzewitz (* 1968), Rennfahrer Weitere Persönlichkeiten, die in Eutin wirkten Hans-Adolf Asbach (1904–1976), deutscher Politiker (GB/BHE) Heinrich Aye (1851–1923), deutscher Pastor, Heimatforscher, Initiator des Ostholstein-Museum Eutin & Archäologe Gabriel Gottfried Bredow (* 14. Dezember 1773 in Berlin; † 5. September 1814 in Breslau) Schon 1794, da war Bredow nur zwanzig Jahre alt, wurde er in das Lehrerkollegium des Gymnasiums zum Grauen Kloster in Berlin aufgenommen. Nur zwei Jahre darauf kam er auf Einladung von Johann Heinrich Voß an die Eutiner Gelehrtenschule, wo er unter anderem Religion, Geschichte, Geographie, Mathematik sowie Naturkunde unterrichtete und darüber hinaus Johann Voß bei seinen Aufgaben als Schulleiter unterstützte. Nach Voß’ Pensionierung wurde Bredow das Amt des Schulleiters übertragen, das er von 1802 bis 1804 innehatte. Matthias Claudius (1740–1815), deutscher Dichter Lieselotte Clemens (1920–2011), deutsche Schriftstellerin und Sachbuchautorin, von 1966 bis 1980 Musiklehrerin an der Carl-Maria-von-Weber-Schule in Eutin Emanuel Geibel (1815–1884), deutscher Lyriker Georg Greggenhofer (* 1718 oder 1719 in Greggenhofen bei Immenstadt; † 4. Mai 1779 in Eutin) war ein deutscher Baumeister.Er wirkte 1753/54 beim Bau des Drottningholmstheaters in Stockholm mit. Er war an vielen Herrenhäusern beteiligt. 1757 schuf er beispielsweise das Torhaus am Herrenhaus Wellingsbüttel, nach seinen Plänen wurde auch das Schloss Oldenburg (Oldb.) von 1774 bis 1778 erweitert. Gerhard Anton von Halem (* 2. März 1752 in Oldenburg (Oldb); † 4. Januar 1819 in Eutin) wirkte von 1814 bis 1819 als 1. Rat der Regierung. Seine ehm. Privatbibliothek bildet den Grundstock der Eutiner Landesbibliothek. Christoph Friedrich Hellwag (* 6. März 1754 in Calw; † 16. Oktober 1835 in Eutin), Physikus des Fürstentums Lübeck, führte erfolgreich die Pockenimpfung ein Lotte Herrlich (1883–1956), deutsche (Akt-) Fotografin Gerhard Hurte (1906–1976), Glasmaler Friedrich Heinrich Jacobi (* 25. Januar 1743 in Düsseldorf; † 10. März 1819 in München) gehört zu den bedeutendsten Repräsentanten der klassischen deutschen Philosophie. Er musste vor den anrückenden französischen Revolutionstruppen nach Hamburg und Holstein fliehen und fand erst 1798 wieder festen Wohnsitz in Eutin. Bedeutende Briefpartner waren u. a. Matthias Claudius, Johann Gottlieb Fichte, Fürstin Amalia von Gallitzin, Immanuel Kant, Friedrich Gottlieb Klopstock, Jean Paul, die Familie Reimarus, Friedrich Schiller, Friedrich Schlegel und F. D. E. Schleiermacher. 1805 wechselte Jacobi nach München und folgte damit einem Ruf der Bayrischen Akademie der Wissenschaften, deren erste Präsidentschaft nach der Umwandlung von einer freien Gelehrteneinrichtung zu einer staatlichen Zentralanstalt er in den Jahren 1807 bis 1812 übernahm. Oskar Kehr-Steiner (1904–1990), Maler Wilhelm Kieckbusch (1891–1987), Bischof der Eutiner Landeskirche Fritz Latendorf (1924–2000), Politiker (CDU) Matthias Ludwig Leithoff (1778–1846), Orthopäde Philipp Lindemann (1783–1861), Advokat Heinrich Lüth (1864–1949), großherzoglicher Hofgarteninspektor und letzter Hofgärtner Eutins Johann Friedrich Meister (* vor 1638 in Peine; † 28. Oktober 1697 in Flensburg) war befreundet mit der herzoglichen Familie im nahe gelegenen Schloss Glücksburg, seine Instrumentalmusik wurde wahrscheinlich für den Bedarf im Schloss komponiert. Mitglieder der herzoglichen Familie wurden Paten zweier Kinder Meisters. Er fand eine Anstellung beim Bischof August Friedrich von Lübeck in Eutin. Sein Instrument war die Orgel. Johann Wilhelm Petersen (1649–1727), Theologe Heinrich Arminius Riemann (1793–1872), Theologe Hugo Rönck (1908–1990), Theologe, letzter DC-Bischof der Thüringer Evangelischen Kirche, wurde 1945 aus seinem Kirchenamt gedrängt, von den US-Militärbehörden vorübergehend festgenommen und hat anschließend als Pastor in Eutin gewirkt Wolfgang Saalfeldt (1890–1953), Ortsgruppenleiter (OGL) und Kreisleiter der NSDAP in Eutin Robert Schade (1850–1916), Goldschmied, Eutiner Ratsherr, Förderer des Feuerwehrwesens und Förderer der Wohlfahrt Johann X. von Schleswig-Holstein-Gottorf (1606–1655), genannt Bischof Hans, protestantischer Fürstbischof des Fürstbistums Lübeck Johann Georg Schlosser (* 7. Dezember 1739 in Frankfurt am Main; † 17. Oktober 1799 ebenda), Jurist, Staatsmann, Schriftsteller. Er, der Schwager Johann Wolfgang von Goethes, setzte sich kritisch mit Immanuel Kant auseinander und war Mitglied der Wiener Freimaurerloge Zur wahren Eintracht. Hans-Heinrich Sievert (1909–1963), Leichtathlet und Olympiateilnehmer Ludwig Philipp Strack (1761–1836), Maler, Hofmaler des Eutiner Schlosses Johann Heinrich Wilhelm Tischbein (1751–1829), Maler Ferdinand Tönnies (1855–1936), Soziologe, wohnte von 1901 bis 1921 in der Auguststraße 8 (heute Albert-Mahlstedt-Straße) Johannes Vahldiek (1839–1914), Kunstmaler und Züchter der Apfelsorte Holsteiner Cox Hans Voß (1894–1973), deutscher Konteradmiral der Kriegsmarine im Ersten und Zweiten Weltkrieg Johann Heinrich Voß (1751–1826), Dichter und Übersetzer, lebte ungefähr 20 Jahre in Eutin, wo er bis 1802 Rektor der Eutiner Lateinschule war. 1920 wurde das altsprachliche Gymnasium aufgelöst und die letzten Klassen mit denen des Realgymnasiums im Gebäude der heutigen Johann-Heinrich-Voß-Schule zusammengelegt. Johann Heinrich Voß ist der Übersetzer von Homers „Ilias“ und „Odyssee“. Wilhelm Wisser (1843–1935), Gymnasialprofessor und Mundartforscher
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